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Mittwoch, 5. Juli 2006

Sopraporte Nr. 22 & Nr. 29

Sopraporte [ital. = Über-der-Pforte]: Über einem Türsturz angebrachtes Relief oder Wandbild.
Im II. Wohnkomplex, genauer: in der Friedrich-Engels-Straße gibt es an zwei Hauseingängen eine Besonderheit. Über den Hauseingängen von Nummero 22 und Nummero 29 gibt es ein Wandrelief in klassischer Manier. Nun, was ist zu sehen? Zu sehen sind stramme Werktätige mit kerngesunden Kindern, wobei die Kinder jeweils von den Erwachsenen umringt im Mittelpunkt stehen und als heranreifende Generation eine (sozialistische) Zukunft symbolisieren sollten. Aufgrund der Anbringung über einer Haustür wird das Gefühl erzeugt, die Bewohner würden mit dem Zugang zum Haus auch eine neue und bessere künftige Gesellschaftsordnung betreten. Trotz ihrer Spießig- und Piefigkeit finde ich diese Reliefs à la Sopraporte sehr schön.

Alex DeLarge:
„Im Hausflur war das gute alte städtische Wandgemälde – sehr gut entwickelte Vecks und Titsas, ernst in der Würde der Arbeit an Werkbank und Maschine, aber ohne einen Faden Zeug an ihren wohlgebauten Plottis. Natürlich hatten einige von den Maltschiks, die in 18a wohnten, besagte Wandmalerei mit Kugel- und Filzschreiber verschönert und ausgestaltet und Haare und steife Schwänze und Sprechblasen mit schmutzigen Slovos hinzugefügt, die aus den würdevollen Mündern dieser nackten Wecks und Dewotschkas quollen.“
(Anthony Burgess: Uhrwerk Orange, S. 38)
Fotos (3): 07/2006 Dürk Dürksson

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