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Samstag, 29. April 2006

DEM BESTEN KOLLEKTIV


Der 1. Mai ist der Tag der Arbeit, und der Tag der Arbeit ist ein Feiertag. Darum an dieser Stelle ein Festakt mit Auszeichnung. Das oben abgebildete Emblem ist Teil eines Wimpels aus den 50er Jahren, als das Eisenhüttenkombinat Ost (EKO) noch Eisenhüttenkombinat J. W. Stalin hieß – wie die Inschrift zeigt. Weiter heißt es darin: „Für ausgezeichnete Leistungen im Wettbewerb“.

Den Wimpel, der in seinen Ausmaßen einfach zu groß für den Scanner war, ziert darüber hinaus die gestickte Aufschrift „DEM BESTEN KOLLEKTIV“. Und das seid in diesem Falle Ihr, liebe Leser. Denn ohne Euch und Eure Mitarbeit wäre das Logbuch Eisenhüttenstadt beileibe nicht so schnell aus den Startlöchern gekommen. Mein Dank gilt der Krew vom Eisenhüttenstadt-Blog, insbesondere Ben, Wieland und Ellix, sowie General Apollon Dirk Diaz, Sandypsilon, Hoppel & Babett, dem Stadthistoriker Günter Fromm und meinen fleißigen anonymen Kommentatoren.

In diesem Sinne: Bleibt bereit!

Mittwoch, 26. April 2006

Projekt Stadtwörterbuch 2

13) Eisengel = schmiert sich der Facharbeiter für Hochofentechnologie gern für den Diskobesuch in die Haare
14) in die Eisen gehen = abbremsen
15) mit verzinkten Karten spielen = Falschspielen
16) Prinz Eisenerz = mythische Sagengestalt
17) Stahlagmit = Mitarbeiter der Stahl AG
18) Stahlstich = Eisenmacke aufgrund von Hitzeeinwirkung
19) Stein der Eisen = Erz
20) Taschenmessias = Heiligenfigur in Form eines Klappmessers
21) vereisen = mit Eisenschicht überziehen
22) versilbern = etwas zu Geld anstatt zu Gold machen
23) "Was ist das denn für ein Schrott?" = "Das gehört doch längst zum alten Eisen!"

(wird bei Gelegenheit fortgesetzt)

Dienstag, 25. April 2006

Projekt Stadtwörterbuch 1

Die Globalisierung bestimmt nicht nur die Weltmarktpreise für Eisenerz und Stahlerzeugnisse. Auch die Sprache wird vereinheitlicht, Unterschiede gereichen oft zum Nachteil. Der Trend geht zur Hochsprache, die Dialekte sterben langsam aus. Das Fernsehen spricht Hochdeutsch, Plattdeutsch oder Sächsisch werden spöttisch belächelt. Und irgendwann spricht alle Welt Englisch. Oder Chinesisch. Oder Indisch.

In der Stadt der Metallurgen hat sich über die Jahre ein eigenes Idiom entwickelt, das einen metallischen Grundcharakter trägt und das in diesen Zeiten der Krise verloren zu gehen droht. Darum startet das Logbuch Eisenhüttenstadt, Euer treuer Freund und ständiger Begleiter, die Aktion "Projekt Stadtwörterbuch". Ziel ist es, Eisenhüttenstadt-typische Vokabeln schriftlich zu fixieren und irgendwann in Buchform der Nachwelt zu überliefern. Hier einige Beispiele:

1) abkupfern = kopieren/plagiieren
2) Diebstahl = geklautes Metall
3) Eisenach = Aufstöhnen eines Hochöfners (»Eisen – ach!«)
4) Eisenherz = Alterserscheinung
5) Eisenhower = mittelhochdeutsches Wort für den Beruf des Metallurgen (Eisenhauer)
6) Eisenhut = Stahlhelm, typische Kopfbedeckung eines Hochöfners
7) Eisenhütte = Nachfolgemodell der Holzhütte
8) eisern sein = gestählt sein
9) eiserne Lunge = Berufskrankheit bei Hochöfnern
10) Eiserner Vorhang = Fenstergitter
11) Eisenmangel = Rohstoffwechselkrankheit
12) Hochofen anblasen = erotisches Vorspiel

(wird fortgesetzt)

Samstag, 22. April 2006

Nobelpreisung f. Literatur

Zum ersten Mal in seiner langjährigen Geschichte wird der Literaturnobelpreis nicht für ein Buch oder das Lebenswerk eines Autors vergeben, sondern für die öffentlichkeitswirksame Formulierung eines einzelnen Satzes - ohne Interpunktion wohlgemerkt. Dieser Satz befindet sich am Bahnhof Eisenhüttenstadt, der eigentlich der Bahnhof von Fürstenberg ist:

"Werte Reisende Bitte benutzen Sie außerhalb der Öffnungszeiten der Bahnhofshalle den Abgang vom Bahnsteig durch den Tunnel am Stellwerk am Ende des Bahnsteiges in Richtung Cottbus"

Was für ein Abgang? Ich dachte, nen Abgang hat man nur auf'm Bahnhofsklo? Doch bei solch gestelzten Sätzen kann einem schwerlich einer abgehen. Hier nun die Frage: Wie lässt es sich präziser sagen? Verbesserungsvorschläge sind gern willkommen, einfach als Kommentar einsenden. Die beste Formulierung wird bei der Deutschen Bahn eingereicht, hoffentlich prämiert und öffentlich ausgestellt. Unbefristet. Als Schild.

[Dank geht an Melanie B. für den Hinweis.]

Freitag, 21. April 2006

Graffiti in Hütte

Foto: Sandypsilon

Dienstag, 18. April 2006

Liste V: EH-Bands

Man könnte meinen, in der Stadt der Metallurgen wäre der Heavy Metal erfunden worden. Dem ist nicht so. Zu den zahllosen Bands aus Eisenhüttenstadt gehören weder Iron Butterfly noch Iron Maiden, Metallica oder Lead Zeppelin. Die Stahlwerker, so scheint's, stehen vermutlich auf andere Klänge: Punk, IBM, Deutschrock, Hip Hop, Grunge, Stoner Rock, ... Metall vom einheimischen Stahlband gibt es hingegen kaum zu hören. Oder täuscht dis? Hier eine Basisliste zum Thema Band-Stahl:

- Anus Praeter
- BGS (= Bass Gitarre Schlagzeug)
- Brächraits

- Chu Kani
- Cromwell
- Cuca
- Dirt
- Disappear
- Distäuscht
- E-Craft / E-Craft Turn-Torque
- Fehlgeburt
- Helsingin
- Highhead
- Landeswut
- Madison
- Morbus Chron
- No Decision
- Projekt 4
- Quos
- Reimgeschwader
- Roimungstrupp
- Sage
- Scheintoter Verstärker
- Shacopay
- Slapdash
- Soulflax
- SS Twister
- Stalinstadt Ensemble
- Steeltown
- Steinschlag

Liste IV: Herr der Straße

Hollywood hat den Herr der Ringe, Hütte hat die Herderstraße. Herder war ein großer Denker. Gleich nebenan gibts die Goethestraße. Goethe war ein großer Dichter. Da die Stadt einst als sozialistische Vorzeigestadt fungierte, heißen viele Straßen nach großen Kommunisten wie Marx, Engels, Erich Weinert oder Fritz Heckert. Oder eben nach General Walter. Wie? General? Walter? Straße? Ja, den Straßennamen gab's mal. Viele Straßen hatten bis 1992 ganz andere Namen (die neuen Namen in Klammern):

- General-Walter-Straße (An der Schleuse)
- Otto-Grotewohl-Ring (An der Holzwolle)
- Georgi-Dimitroff-Straße (Eichendorffstraße)
- Helmut-Just-Straße (Semmelweisstraße)
- John-Schehr-Straße (Poststraße)
- Klement-Gottwald-Straße (Alte Ladenstraße)
- Leninallee (Lindenallee)
- Marchlewski-Ring (Brunnenring)
- Straße des Komsomol (Saarlouiser Straße)
- Thälmannstraße (Beeskower Straße)
- Wilhelm-Pieck-Straße (Königstraße)
- Marx-Engels-Platz (Marktplatz)
- Roter Platz (Roßplatz)
- Platz der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft (Platz des Gedenkens)

Hütte lebt!

Fotos: Abriss Diesterwegring



Was ist der Unterschied zwischen Berlin und Brandenburg? In Berlin verschwindet man auf dem Örtchen, in Brandenburg verschwinden die Örtchen gleich mit. In Eisenhüttenstadt wird der VII. Wohnkomplex komplett abgerissen. Aber auch im VI. wird „zurückgebaut“. Im Diesterwegring verschwand jüngst ein ganzer Wohnblock. Das schafft hoffentlich Raum für neue Ideen statt für Fahrzeugstellplätze…

Montag, 17. April 2006

Liste III: Schulnamen

Wer weiß denn noch, wie die vielen Schulen der Stadt um das Jahr 1989 hießen? Lang, lang, lang ist's her, die meisten Schulen existieren nicht mehr:

1. Oberschule Georgi Dimitroff
2. Oberschule Erich Weinert
3. Oberschule Wilhelm Pieck
4. Oberschule Otto Grotewohl
5. Oberschule Juri Gagarin
6. Oberschule Friedrich Wolf
7. Oberschule Johannes R. Becher
8. Oberschule Gerhart Eisler
9. Oberschule Gerhart Eisler
10. Oberschule Alexander Schulgin
11. Oberschule Alfred Jung
12. Oberschule Johann Wolfgang v. Goethe
13. Oberschule Hermann Matern
14. Oberschule Werner Lamberts
Erweiterte Oberschule Clara Zetkin
Sonderschule Otto Buchwitz

Und wer weiß noch, wo sich diese Schulen befanden, in welcher Straße und in welchem Wohnkomplex?

Liste II: Stadtnamen

Als man sich entschloss, an der Oder ein neues Werk plus dazu gehöriger Stadt zu errichten, wusste noch niemand, wie dieser Ort mal heißen würde. Folgende Stadtnamen lösten sich nacheinander als Arbeitstitel bzw. offizielle Ortsbezeichnungen ab:

Wohnstadt Fürstenberg (1950)
Wohnstadt des EKO (1951 - 1953)
Stalinstadt (1953 - 1961)
Eisenhüttenstadt (ab 1961)

Diese Beinamen bekam Eisenhüttenstadt zu DDR-Zeiten:
- Erste sozialistische Stadt Deutschlands
- Erste sozialistische Stadt der DDR
- Jüngste Stadt der Republik
- Grünste Stadt der Republik
- Stadt der Metallurgen
- Stadt der Roten Hochöfner

einige Spott- und Spitznamen:
Schrottgorod
Blechbudencity

Eisenhüttenstadt in anderen Sprachen:
englisch: Ironworks Town
polnisch: Zelazowa Huta (= "Stadt der Eisenhütte")
schwedisch: Järnverksstaden

Liste I: Stalinstädte

Eisenhüttenstadt war nicht die erste und ist auch nicht die einzige Stadt, die nach dem großen Diktator benannt wurde. Auf insgesamt sieben Namensträger bin ich gestoßen. Natürlich heißt heute keiner dieser Orte mehr so, die aktuellen (zumeist auch zugleich die alten) Städtenamen folgen nach dem Doppelpunkt.

1) Qytet Stalin (1950 - 1990): Kuçovë, Albanien
2) Stalinstadt (1953 - 61): Eisenhüttenstadt, Deutschland
3) Staliniri (1934 - 1961): Zchinwali, Georgien
4) Stalingrad (1925 - 61): Wolgograd, Russland
5) Stalinabad (1929 - 1961): Duschanbe, Tadschikistan
6) Stalino (1924 - 1961): Donezk, Ukraine
7) Sztálinváros (1951 - 1961): Dunaújváros, Ungarn
8) Stalin (1949 - 1956): Warna, Bulgarien
9) Stalinogród (1953 - 1956): Kattowitz, Polen
10) Stalingrad (): Ostrava, Tschechoslowakei
11) Oraşul Stalin (1951 - 1961): Kronstadt, Rumänien

Meines Erachtens existiert Stalinstadt auch heute noch ganz offiziell als Ortsteil, da Eisenhüttenstadt aus der Zusammenlegung der drei Kommunen Fürstenberg/Oder, Schönfließ/NL und eben Stalinstadt entstanden ist.

Aschenbecher/Schälchen aus Ungarn (Foto: Günter Fromm)

Samstag, 15. April 2006

Schlechte Karten für Brandenburg

Diese Karte ist Teil eines Quartett-Kartenspiels, welches Radio FRITZ vor ein-zwei Jahren als Anrufaktion für seine Hörer erstellt hatte. Das Kartenspiel und die Aktion nannte sich "Schlechte Karten für Berlin und Brandenburg". Mit der Eisenhüttenstadt-Karte hatte man damals echt die Arschkarte, denn fast alle Werte lagen auf unterstem Niveau...

Synchronizitäten im Weblogland

Was es so gibt. Da hatte ich zu Beginn dieser Woche, der Karwoche, die spontane Idee zu einem Eisenhüttenstädter Tagebuch, und schon Mitte der Woche bekomme ich per Kommentar die Info: Es gibt bereits ein "Eisenhüttenstsadt Weblog" (Slogan: =WIR sind die STADT=). Ein alter Bekannter aus Eisenhüttenstädter Tagen (Ben) hat mich darauf aufmerksam gemacht, da er selbst seit 27. März 2006 mit von der Partie ist. Ausgerechnet ein Zugezogener aus einer anderen "sozialistischen Stadt" der DDR, nämlich aus Schwedt/Oder, hatte die Idee zu diesem Weblog. Gute Sache, das! Also haben wir eine Zusammenarbeit vereinbart, von der beide Seiten profitieren sollen. Die Kooperationsverträge werden demnächst unterzeichnet.

Und weil mir das "Eisenhüttenstadt-Weblog" sogleich gefiel, steht es schon mal auf meiner Linkliste (siehe oben rechts). Und hier der Link zum selbsttätigen Auswendiglernen:

> http://eisen.huettenstadt.de

Hütte lebt!

Freitag, 14. April 2006

WORTBILD: STALINSTADT

T H Ä L M A N N S T R A S S E
wohnkomplex vier L wohnkomplex eins
wohnkomplex vier E wohnkomplex eins
wohnkomplex vier N wohnkomplex eins
wohnkomplex vier I wohnkomplex eins
wohnkomplex vier N wohnkomplex eins
wohnkomplex vier A wohnkomplex eins
wohnkomplex vier L wohnkomplex eins
wohnkomplex vier L wohnkomplex eins
wohnkomplex vier E wohnkomplex eins
wohnkomplex vier E wohnkomplex eins
S T R A S S E D E R R E P U B L I K
wohnkomplex drei P wohnkomplex zwei
wohnkomplex drei A wohnkomplex zwei
wohnkomplex drei W wohnkomplex zwei
wohnkomplex drei L wohnkomplex zwei
wohnkomplex drei O wohnkomplex zwei
wohnkomplex drei W wohnkomplex zwei
wohnkomplex drei A wohnkomplex zwei
wohnkomplex drei L wohnkomplex zwei
wohnkomplex drei L wohnkomplex zwei
wohnkomplex drei E wohnkomplex zwei
wohnkomplex drei E wohnkomplex zwei
MAXIM-GORKI-/FR.-ENGELS-STR.

© AleXander Fromm [01:06:2004@e-city:de]

Eisenhüttenstadt. Ein Gedicht.

Prolog Fürstenberg
Nikolaikirche Rathaus Museum
Kanalfähre Oder Marktplatz
Schulhof Bahnhof Friedhof
Freibad Buchwaldstraße

1. WohnkompleX
Wiese Haus Wiese Haus Wiese Haus Wiese
Platz der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft
Wiese Erste Oberschule Georgi Dimitroff
Wiese Haus Wiese Leninallee Haus Wiese

2. WohnkompleX
Wiese Haus Wiese Haus Wiese Haus Wiese
Postamt Krankenhaus Rathaus Zentraler Platz
Haus Wiese Erich-Weinert-Allee Wiese Haus
Wiese Zweite Oberschule Erich Weinert Wiese

3. WohnkompleX
Wiese Haus Wiese Haus Wiese Haus Wiese
Altweiberbrunnen Wiese Jugendbrunnen
Heinrich-Heine-Allee MaXim-Gorki-Straße
Dritte Oberschule Wilhelm Pieck Kinderheim

4. WohnkompleX
Wiese Haus Wiese Haus Wiese Haus Wiese
Friedrich-Wolf-Theater Bauernmarkt Haus
Wiese Haus Wiese Polizei Amtsgericht Wiese
Vierte Oberschule Otto Grotewohl Wiese

5. WohnkompleX
Wiese Haus Wiese Haus Wiese Haus Wiese
Kulturzentrum Wiese Gemeindezentrum
Fünfte Oberschule Juri Gagarin Am Anger
Wiese Haus Wiese Haus Wiese Haus Wiese

6. WohnkompleX
Wiese Haus Fröbelpassage Haus Wiese
8. und 9. Oberschule Gerhart Eisler Wiese
Wiese Haus Wiese Haus Wiese Haus Wiese
Oder-Spree-Kanal Oder-Spree-Kanal
10. Oberschule Alexander Schulgin Wiese
11. Oberschule Alfred Jung Wiese Haus
Wiese Haus Wiese Haus Wiese Haus Wiese

7. WohnkompleX
Wiese Haus Wiese Haus Wiese Haus Wiese
Wiese 13. Oberschule Hermann Matern Wiese
Wiese 14. Oberschule Werner Lamberts Wiese
Wiese Haus Wiese Haus Wiese Haus Wiese

Epilog: Schönfließ
Häuschen klein, ging allein
in den weiten Wald hinein.

© Alexander L. Fromm (10:04:2006@e-city:de)

Stadt und Werk im Bild

Otto Schutzmeister: Stadt und Werk Eisenhüttenstadt, Öl auf Leinwand, 1978

Das Gemälde von Otto Schutzmeister ragt aus den zahlreichen Stadtansichten wohltuend heraus. Der Blick des Betrachters wird vom Zentrum die Leninallee entlang auf die Kühltürme und Hochöfen am Horizont geführt. Langgestreckte Limousinen in knalligen Farben stürzen dem Bildbetrachter entgegen, die Bürgersteige sind bevölkert, die Häuser stehen dicht gedrängt, der Himmel ist apfelrot.

Otto Schutzmeisters Welt gleicht eher einem kunterbunten Comic und zeigt eine Eisenhüttenstadt, die es so nie gab und wie sie sich der Meister wohl gewünscht haben mochte. Das Gemälde soll hier als Leitbild für unser virtuelles Eisenhüttenstadt dienen, denn Stadt+Werk können ruhig farbiger gezeichnet werden, als sie es jemals waren...

Frühjahrsputz

Der Lenz ist da und mit ihm die ersten Sonnenstrahlen. Im V. Wohnkomplex müht sich ein älterer Herr mit einem Beet vor dem Hauseingang. Er jähtet, gräbt um und pflanzt neu. Alles Eigeninitiative. Wie bei einem Arbeitseinsatz, als es noch Subotniks gab. Eine junge Frau verlässt das Haus und geht grüßend an dem angestrengt schniefenden Mann vorbei. Der brummt: »Hier, Sie können gleich mithelfen!«
Die Frau entgegnet: »Hm, sieht schön aus«, und geht weiter.

Mittwoch, 12. April 2006

Wilhelm Pieck über die Stalinstadt

"Stalinstadt ist ein Symbol und ein Beispiel für die sozialistische Gestaltung unserer Städte, die den sozialen und kulturellen Bedürfnissen der Werktätigen allseitig gerecht werden muss. Stalinstadt ist somit ein Ausdruck unserer neuen Gesellschaftsordnung, in der den Werktätigen die Früchte ihrer Arbeit selbst zugute kommen."
(Wilhelm Pieck, Präsident der DDR, 22.9.1954)

Dienstag, 11. April 2006

Eisenhüttenstadt 2050


Generation von Morgen, seid bereit! Wer von Euch kennt diese Erinnerungstafel und weiß, wo sie sich befindet?

Guten Morgen, Eisenhüttenstadt!

Ein neuer Tag, ein neues Tagebuch. Ein neues Tagebuch für Eisenhüttenstadt. Eine geplante Stadt, die 40 Jahre lang als Erste sozialistische Stadt Deutschlands gefeiert und als Ziehkind der DDR-Regierung verhätschelt wurde.

Die Eisenhüttenstädter haben Wohnkomplexe. Früher sieben, heute nur noch sechs. Seit 1989 schrumpft die sozialistische Vorzeigestadt. Von ehemals 50.000 Einwohnern leben heute (trotz Eingemeindung der Dörfer Diehlo und Lawitz) nur noch ca. 35.000 in Eisenhüttenstadt. Ein ganzes Stadtviertel, der erst 1988 errichtete VII. WohnkompleX, ist zum Abriss freigegeben. Auch in der Stadt stehen viele Gebäude leer, darunter mehrere Wohnblocks, die Speisegaststätte AKTIVIST und das Hotel LUNIK (siehe Zündholzbildchen).

Doch bevor Eisenhüttenstadt ganz im Land der platonischen Ideen verschwindet und zu einer Gemeinde von Utopia (utopos = nirgendwo) wird, soll mittels dieses Tagebuchs so viel wie möglich von der Stahlstadt bewahrt und überliefert werden, damit Eisenhüttenstadt anhand dieser Informationen eines fernen Tages auf einem erzhaltigen Planeten oder notfalls im Internet - rein virtuell natürlich - neu errichtet werden kann.

Alle jetzigen, ehemaligen und fiktiven Bewohner Eisenhüttenstadts sind aufgerufen, hier ihre Kommentare abzugeben, eigene Anekdoten, Bilder und Geschichten einzureichen oder anderweitig einen Beitrag zur Bewahrung zu leisten.

Mit sozialistischem Ofengrus!