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Dienstag, 24. Juli 2007

Paul van Dyk auf dem Polylux



Der Beitrag von Birgit Herditschke (? - konnte den Namen nicht recht erkennen) und Alexander Seidenstücker ist zwar schon ein paar Monate älter, doch ich entdeckte ihn erst heute auf der Newsseite der Paul van Dyk GmbH. In dem sehenswerten Feature von Polylux ist der sympathische DJ sogar kurz in seinem Geburtsort Eisenhüttenstadt zu sehen, und zwar einmal vor dem Ortseingangsobelisken Richtung Pohlitz und ein andermal vor Otto Schutzmeisters Wandbild im Sechsten "Weltall | Erde | Mensch" (siehe Startbild). Paul van Dyk ist der lebende Beweise dafür, dass man OHNE Drogen aber MIT Freude an der Musik im Technobereich eine beachtliche Karriere aufs Parkett legen kann. Doch seht und hört selbst!

Quelle: Polylog.tv

ps: In dem Hochhaus hinter Paul van Dyk, im Archenholdring 24, hat mal Sebastian Nakajew gewohnt. Im elften Stock. Doch das nur so nebenbei.
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Donnerstag, 19. Juli 2007

Drehstromgeneriert

Die Stadt, von der hier andauernd die Rede ist/war/sein wird, hat viele Kurz- und Kosenamen. Der gebräuchlichste dürfte wohl Hütte sein. Seit ich Claudia T., einer guten Freundin aus Slowenien, in der Kennenlernphase offenbarte, dass ich aus Eisenhüttenstadt käme, rief sie sofort lauthals aus: "HÜTTE!" Fortan war das dann auch ein Spitzname ihrerseits für meine Person.

Dann gäbe es ja noch Eihü, aber laut Christin vom Blogsberg "sagt das hier kein Mensch". Eine Variante, die besonders in den Neunzigern des vergangenen Jahrhunderts relativ üblich war, ist Ehst.

Dazu erreichte mich neulich eine E-Mail aus der sexischen Landeshauptstadt, deren orthodoxe Orthografie und grammschwere Grammatik ich im Originalzustand belasse, indem ich sie unverändert übernehme und unkorrigiert abdrucke:

"höre mal, du stehst jetze fixe
von deinem drehstuhl
auf, ziehst deine schlappen
an und gehst
eher mal ganz ehstetisch und elastisch
runter auf den gehsteig und wartest da solange, bis du
trotz deiner sehstörung den
imensen drehstromgenerator
vor dir siehst und
endlich verstehst...
...was alles so geht in, um und mit ehst!"

Freitag, 13. Juli 2007

Der Tunnel nach Neuzelle

"Zwei mal drei macht vier -
widdewiddewitt und drei macht neune!
"Ich mach mir die Welt -
widdewidde wie sie mir gefällt."
(Hey, Pippi Langstrumpf)

Immer wieder gibt es Fragen, die man sich nicht selbst beantworten kann. Da ist es gut, einem Experten gegenüber zu sitzen. Diesmal habe ich den regional äußerst bewanderten Heimatforscher Hartmut Brotkrume im Interview.

Brosam: Helmut Brosam!

Leser: Selbstverständlich, Herr Brosam. Desöfteren endet in vertrauter Runde, bei Zusammenkünften, Gartenfesten und Saufgelagen das Gespräch bei einem unterirdischen Tunnel, der Neuzelle mit Fürstenberg verbindet. Gibt es diesen Tunnel wirklich?

Brosam: Ja. Das heißt, es gab ihn.

Leser: Warum, ich meine, wieso gab es eine unterirdische Verbindung zwischen Neuzelle und Fürstenberg? Ich meine, die Strecke beträgt gut und gerne zehn Kilometer.

Brosam: Ganz einfach. Der Auftrag zur Errichtung eines Langen Ganges, wie es in den Quellen so schön heißt, wurde von Papst Jochen I. erteilt. Dieser Papst ist vor allem aufgrund seiner Brutalität bekannt, auf ihn geht das Prinzip der Unterjochung zurück. Im Jahre 1251/52 - die genaue Jahreszahl ist durch den Avignoner Wischfehler* nicht mehr exakt zu entziffern - befahl Papst Jochen den Bau eines Tunnels, auf dass die Menschen fortan auch bei Regen trockenen Fußes zur Klosterkirche pilgern konnten.

Leser: Und wie weiter?

Brosam: Der Bau beanspruchte mehr als 250 Jahre. Erst Papst Urban, der Erfinder des Urbanen und der U-Bahn, konnte den Durchbruch bekannt geben. Da wusste man schon nicht mehr, wofür der Tunnel eigentlich gebaut worden war und beschloss daraufhin, ihn zu fluten. Dies dauerte dann nochmals 250 Jahre, denn man musste erst einen Kanal bis zur Oder graben.

Leser: Sie meinen den Oder-Spree-Kanal?

Brosam: Ja. Ein Teil dieses Kanals ist tatsächlich sehr alt und geht auf den Tunnelkanal zurück. Es passierte dann im Jahr 1751/2 – ein Wischfehler – als der entscheidende Durchbruch erfolgte. Leider war das Höhengefälle zu stark, als dass der Tunnel sich automatisch mit Wasser füllte. Daraufhin nutzten die Neuzeller den Tunnel als Kundschafterstrecke und richteten eigens zu diesem Zweck einen Geheimdienst ein. Auch die Fürstenberger begannen ihrerseits mit Spionieren und kamen auf diese Weise an das Rezept des Klosterbieres, welches sie fortan als Fürstenberger Pils verkauften.

Leser: Und wann wurde der Tunnel außer Betrieb genommen?

Brosam: Das dauerte nochmals 200 Jahre. Der Tunnel führte ja geradewegs von Neuzelle zu Gerties Grund. Gerties Grund war eine Wiese im heutigen sechsten Wohnkomplex. Dort war der Fürstenberger Eingang des Tunnels, der Name Tunnelstraße erinnert noch daran. Die Nationalsozialisten erklärten beide Eingänge zu Ausgängen, was den Tunnel unbenutzbar machte. Nach dem Krieg entfernte die Rote Armee weitgehend alle Nägel aus dem Gang, so dass der Tunnel nach und nach einstürzte. Nur noch Menschen mit reinem Herzen können in einer nüchtern verbrachten Silvesternacht den Verbindungstunnel sehen, jedoch nicht mehr betreten.

Leser: Hinter Ihnen im Regal sehe ich viele Bücher, die von Ihnen selbst verfasst wurden. Haben Sie die alle gelesen?

Brosam: Ich verstehe Ihre Frage nicht.

Leser: Vielen Dank für das Gespräch!
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* Der Avignoner Wischfehler ist eine Entdeckung der Hobby-Hystoriker Kuttner/Schwarz.

Donnerstag, 5. Juli 2007

Affentanz

Sieh sich doch mal einer diese Affen an! Laufen auf allen Vi(e)ren herum und geben vor, Cousins des Menschen zu sein. Der naturverbundene Urwald-Orang-Utan mutierte zur mechanischen Uhrwerk-Orange und entfernte sich von seinen Wurzeln. Nebenbei bemerkt: Orang Utan bedeutet auf malaiisch "Waldmensch". Immer gibt es irgendwo ein Affentheater. Wie oft hörte ich zu meiner Kinderzeit meinen Vater fluchen: "Jetzt haben die Affen schon wieder den Strom abgestellt!" Besonders viele Gier-Affen zog es nach der Abholzung der Regenwälder und der Versteppung der Landschaften in die Politik.

Wer als Kind oder auch als Entwachsener desöfteren den Rosenhügel entlang spazierte, wird diese beiden harmlosen Schimpansen gesehen und sich mit ihnen zusammen auf einer Fotografie verewigt haben lassen. Irgendwie erschienen einem die zwei Kumpel-Kusins dabei so friedlich und vertraut, als ob sie das genetische Gedächtnis an etwas aus grauer Vorzeit erinnerten, an den "Moment, wo sich der Mensch vom Affen trennt."

Doch dieses Bild täuscht, zumindest in Bezug auf die Örtlichkeit, denn die beiden Bronzillas stehen ja gar nicht auf dem Rosenhügel, sondern in Berlin. Nur wo da? Wer es weiß, schreibt es in einen Kommentar.

Foto: Jim Panse
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Montag, 2. Juli 2007

Beeditt!

Jüngst habe ich Post erhalten, E-Post um genau zu sein. In der E-Mail schilderte mir ein Exilhüttenstädter eine Begebenheit, die ihm in der sächsischen Landeshauptstadt widerfahren ist. Damit ist Dresden gemeint und nicht etwa Leipzig, wie Landesunkundige manchmal irrtümlicherweise vermuten. In dieser Anekdote geht es jedoch weder um das schöne Elbflorenz noch um das schöne Lipsk. Nein, es dreht sich mal wieder allein um die Stadt an der Oder, die wir alle so sehr liiiiieben! Aus Gründen, die mit Faulheit korrelieren, aber auch im Bemühen um Authenzität habe ich den Text so belassen wie er mir zugesandt wurde. Orthografie und Grammatik folgen den Regeln der ersten Hüttenstädter Kleinschreibung von 1995. Das Foto zeigt uns den in der Geschichte erwähnten DJ Paul van Dyk, der in Eisenhüttenstadt geboren wurde und dort die ersten technisch erzeugten Klänge vernommen haben dürfte. Und ab dafür!

[zitat]

letztens hab ick mir anner bude ne wurscht jekooft und der verkäufer hat mich jefragt: "willst du senf oder ketchup?"

ich antwortete: "beditt!"

da frug mich der typ sofort und mit großen ooogen: "wo kommt denn das her - beeditt?"

und ich antwortete: "aus hütte, mann!"

"ahhhhh!!!" da freute er sich. paule fun deik wäre sein lieblingssoundmaxe und überhaupt is ja allet so toll.

am ende bekam ich die wurscht umsonst.

toll wa? keen quatsch!

[/zitat]

Foto: Mit freundlicher Genehmigung der Paul van Dyk GmbH
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