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Donnerstag, 28. Juni 2007

Brecht: Auf die Stadt

"Die Schwärmerei für die Natur kommt von der Unbewohnbarkeit der Städte."

(Bertolt Brecht)

Dienstag, 19. Juni 2007

Rekorde, Einmaligkeiten, Kuriositäten

Auch in der DDR gab es etwas vergleichbares wie das "Guinnessbuch der Rekorde". Allerdings ausschließlich mit DDR-typischen Rekorden, Einmaligkeiten und Kuriositäten. Was interessierte den braven DDR-Bürger auch der Rest der Welt, wenn man das SED-Grundstück eh nicht verlassen durfte? Die Redaktion des schmalen Büchleins war bemüht, Ostdeutschland in Superlativen zu beschreiben ("das erste, einzige, größte, kleinste, höchste, älteste, längste und vieles mehr").

Neben solch herrlich benamsten Örtlichkeiten wie Ansprung im Ärztegebirge, Oschatz in Saxonia und Groß Zicker im Irgendwo taucht auch die Stadt, die wir alle so sehr lieben, im Register auf. Und das gleich dreimal. Die etwas banalen Gründe hierfür folgen auf dem Fuße:

S. 56
"Wohnstadt, erste sozialistische: 1951 begann der Aufbau von Eisenhüttenstadt in der Nähe des Eisenhüttenkombinates Ost. Im Jahre 1984 hatte diese neue Stadt bereits 48.000 Einwohner."

S. 119
"Fähre, billigste: In Bad Kösen kostet eine Überfahrt mit der Fähre 5 Pfennig, sie wird noch mit Muskelkraft betrieben. In Eisenhüttenstadt ist eine Überfahrt über den Oder-Spree-Kanal mit der handgetriebenen Fähre sogar kostenlos."

S. 157
"Fische, Rekordgrößen: Karpfen - 23,750 kg, 90 cm gefangen 1965 von Bruno Grund aus Eisenhüttenstadt."

Den Buchrücken des Paperbacks ziert zum Abschluss der Lektüre die Aufforderung: "Bitte schreiben Sie uns, helfen Sie mit, die nächste Auflage zu vervollständigen." Dazu sollte es jedoch nicht mehr kommen, denn die DDR war ja bekanntlicherweise im Jahr darauf schon Geschichte.

Quelle: Wolfgang Richter (Red.): Rekorde, Einmaligkeiten, Kuriositäten in der DDR. 2., erweiterte Auflage, Berlin: April 1989.

Hast du Worte fürs Wiki?

Werk-Tätige
Das jüngst vorgestellte Projekt "Hast du Worte - 1220 für Eisenhüttenstadt" habe ich nun ins Wikihüttenstadt eingefügt. Dort sind alle bereits notierten Wörter in übersichtlicher Art und Weise alphabetisch angeordnet. Nach vorheriger Anmeldung können weitere Wörter hinzugefügt, mit einer Nummerierung (#) versehen und innerhalb des Stadtwikis verlinkt werden.

Viel Spaß dabei und Danke!

Bildquelle: Stefan Doernberg, Kurze Geschichte der DDR, Dietz Verlag Berlin, 1965.

Freitag, 15. Juni 2007

Habt ihr Worte? 1220 für Eisenhüttenstadt

"Ich beobachtete Ben: Er kratzte sich am Kopf, kratzte sich die Eier und kaute auf seinem Kaugummi. Wie sollte dieser Typ bloß diesen Text begreifen? Wie sollten übrigens auch die anderen diesen Text begreifen?"
Michel Houellebecq: Elementarteilchen, S. 218

Ein teilweiser Sinn des Logbuches Stahlinstadt ist es ja, die Eisenhüttenstadt, diese künstlich in den Sandboden gesetzte Blogbebauung, in Worte zu fassen - sowohl das Geschehen in der Stadt, als auch die Stadt selber. Da nun schon ein Gebiet der Stadt abgerissen, also dekonstruieret wurde, kam ich auf die Idee, die Stadt auch sprachlich in ihre Einzelteile zu zerlegen. Name des Projekts: 1220 Eisenhüttenstadt - Eine Stadt in 1220 Worten. Die Zahl ist nicht ohne Grund gewählt, gibt sie doch die alte Postleitzahl (PLZ) der Vorwendezeit wieder. Die aktuelle PLZ 15890 erschien mir dann doch zu gigantisch und übertrieben. Ich sollte Recht behalten, denn bereits die 1220 ist schwer zu bewerkstelligen. Mittlerweile fehlen mir immer noch knapp 1000 Wörter, das bisher geschaffte seht ihr unten. Darum lade ich alle Interessierten dazu ein, beim Projekt Habt ihr Worte? 1220 für Eisenhüttenstadt mitzumachen und Ergänzungen vorzunehmen. Die Worte stehen in alphabetischer Reihenfolge.
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18. August 1950 Stadt- und Werksgründung vor einem Kiefernwäldchen bei Fürstenberg an der Oder 7. Mai 1953 Namensgebung Stalinstadt 17. Juni 1953 in Stalinstadt und Fürstenberg an der Oder 13. November 1961 Zusammenlegung von Stalinstadt, Fürstenberg und Schönfließ zur Eisenhüttenstadt Agitationspavillon der Nationalen Front der DDR Alten- und Ledigenwohnheim Alte Ladenstraße Altweiberbrunnen Am Helling Archenholdring Autosalon Backwarenkombinat Bahnhof Eisenhüttenstadt Bahnhofstraße Bandstahlkombinat Hermann Matern Berggaststätte Huckel Bergstraße Bernd Kretzschmer Betriebssportgemeinschaft Stahl Bettenhaus Bräustübel Broilergaststätte Busbahnhof Clara-Zetkin-Ring Club Hans Marchwitza Cottbusser Straße Diehloer Berge Diehloer Straße Diesterwegring Eisenhüttenkombinat Ost Eisenbahnbrücke Eisenbahnstraße Eisenwerk Erweiterte Oberschule Clara Zetkin EKO-Eingang EKO-Wache Erich-Weinert-Allee Europakreuzung Fellertstraße Fernsehstörsender auf dem Schierenberg Feuerwache Feuerwehrmuseum Fleisch- und Wurtwarenkombinat Freilichtbühne in den Diehloer Bergen Friedrich-Engels-Straße Friedrich-Wolf-Theater Fritz-Heckert-Straße Fröbelring Fröbelringpassage Fürstenberg an der Oder Fürstenberger Nikolaikirche Gemeindezentrum der Evangelischen Friedenkirchengemeinde General-Walter-Straße Gichtgas Glogower Ring Halbzeitgaststätte Handwerkerhof Hans Marchwitza Hauptpostamt Haus der Parteien und Massenorganisationen Heimattiergarten Heinrich-Heine-Allee Helmut Preißler Herbert Burschik Herbert Härtel Hochofenabstich Holzwolle Hotel Aufbau Hotel Lunik Industriekaufhalle (Indus) Inselfriedhof Inselgaststätte Inselschwimmhalle Inselstadion Intelligenzblock Johannes Hansky John-Schehr-Straße Jugendbrunnen Kaltwalzwerk Kanalfähre Karl-Marx-Straße Karl Mundstock Kaufhaus Magnet Kaufhalle Fix Kernstadt Kiesgruben Klubhaus am Anger Klubhaus Philipp Müller Konverterstahlwerk Kosmos Kurt W. Leucht Ladenband in der Straße des Komsomol Leninallee Löwenstraße Magistralapotheke Malzweg Manfred Sader Marchlewskiring Matthias Steier Maxim-Gorki-Straße Minigolfanlage Medizinische Fachschule Milchbar Milenshafen Mittelganghaus Möbelkaufhaus Nadelwehrring Neuzeller Landweg Neuzeller Straße Normaluhren Matthias Paul aka Paul van Dyk Pawlowallee PA-Zentrum Pionierhaus Pfarrer Heinz Bräuer Platz der Deutsch-Sowjetischen Freundschaft mit Sowjetischem Ehrenmahl Poliklinik Polytechnische Oberschule Alexander Shulgin Polytechnische Oberschule Alfred Jung Polytechnische Oberschule Erich Weinert Polytechnische Oberschule Friedrich Wolf Polytechnische Oberschule Georgi Dimitrow Polytechnische Oberschule Hans Eisler Polytechnische Oberschule Johannes R. Becher Polytechnische Oberschule Juri Gagarin Polytechnische Oberschule Wilhelm Pieck Obelisk Oderwerft Oderwiesen Oskar Nerlinger Otto Schutzmeister Rolf Henrich Regimekritiker Rudolf Bahro Roter Platz mit Ehrenmahl für die gefallenen Soldaten der Roten Armee Schiwiese mit Sprungschanze Schnellgaststätte Automat Schönfließ in der Niederlausitz Schönfließer Kohlebahnbrücke Schwarzes Luch SG Aufbau Eisenhüttenstadt Siebentagsadventisten Sinteranlage Sonderschule Otto Buchwitz Stadtbibliothek Stadthafenweg Städtisches Krankenhaus Städtisches Museum Stadtwappen Stadtwirtschaft Stalinstadt Straße der Republik Straße der Jugend Straße des Komsomol Süßwarenladen Tamara Bunke alias Tania la guerillera Thälmannstraße Tiergehege Turmrede 1953 Udo Beier Volksbuchhandlung Walter Thräne Walter Womacka Wandbild "Menschliche Entwicklung" Wandbild "Produktion in Frieden" Wandbild "Unser Neues Leben" Wandbild "Weltall Erde Mensch" Warmwalzwerk Werftring Werksiedlung Werner Bauer Werner Viertel Wilhelm-Pieck-Straße Willi Markusch Willi Stamm Wolfgang Müller Wohnkomplexe I Wohnkomplexe II Wohnkomplexe III Wohnkomplexe IV Wohnkomplexe V Wohnkomplexe VI Wohnkomplexe VII Wohnstadt Fürstenberg Wohnstadt des EKO Yachtwerft Zementstraße Zwillingsschachtschleuse
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Donnerstag, 14. Juni 2007

Schöner unsere Städter und Dörfler

Nehmt euch ein Vorbild an diesem Papierkorb und verschönert unsere Stadt, denn unsere Heirat, dass sind nicht nur die Städter und Dörfler, sondern auch die Wälder und Felder, weil sie dem Volker gehören, der gehört doch eingesperrt, ausgesperrt, sperrt die Tür ab, sonst geht die ganze Wärme nach draußen, wo der Wind weht und die Glashüttenstraße ist leer, Arme Autos, ich fahre nun schon seit zehn Jahren Zug und immer sind die Schranken runter.

Foto: The A.L.F.
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Dienstag, 12. Juni 2007

Ferienzeit Ferienzeit

Die lieben Kleinen können sie kaum noch erwarten, doch in genau einem Monat ist es endlich soweit: Dann herrscht in Brandenburg Ferienzeit. Quasi zwei Monate Sommer, Sonne, Müggelsee oder Berg und Tal oder Rügen und Aal. Der eine oder andere Dreikäsehoch wird Oma und Opa auf dem Lande besuchen und auf deren Bauernhof mit den Hühnern Cowboy und Indianer spielen. Andere fahren mit den nervigen Eltern nach Mallorca, Mauritius oder auf die Malediven. Den Kindern sozioökonomisch weniger gut gestellter Eltern bleibt vielleicht nur die Wahl zwischen Balkan oder Balkon; was aber nicht weniger schön sein muss, zumal die Malediven die Inseln der übellaunigen Göttinnen sein müssen (mal = schlecht / Diven = Göttinnen).

Egal, wohin die Reise auch geht, ob in die große weite Ferne oder in die Innere Murkelei, am Ende haben die Kleinen einiges erlebt und vieles zu erzählen. Stoff also für den typischen Schulaufsatz "Mein schönstes Ferienerlebnis". Nachfolgend gibt es, zur Einstimmung auf die bevorstehende Auszeit, einen Kurzaufsatz* eines mir unbekannten Eisenhüttenstädter Jungen, der weder mit mir verschwistert noch verbrüdert ist. (* Der Aufsatz erscheint eins zu eins mit allen im Original enthaltenen orthografischen Fehlern, um dem geneigten Leser das kindliche Denken sowohl inhaltlich als auch formell nahe zu bringen.)

Ferienzeit
In den Ferien kann man allerhand unternehmen. das Wetter war herrlich und zum Baden war ess große klasse. Von früh bis abends konnte man sich im Wasser tummeln. Wir hatten Viel Spaß. Manche spielten Wasserball, seegelten und fuhren Boot. esgab auch manchmal zank und streit. aber schnell haben wir uns wieder versönt. Schell wurden Freundschaften geschlossen. Das war ein schönes Erlebnis. Abends fielen wir in den Fernseseles.


Repro: Andi Leser
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Freitag, 8. Juni 2007

Topmodell lotst Leser ins Blog

Hach - da hat er es endlich verraten: Blogbuster Ben von nebenan hat in einem Kommentar offen zugegeben, wie er auf die astronomische Besucherzahl von 40.000 innerhalb eines Jahres gekommen ist. Die Antwort ist Germinas nächstes Topmodel Lena Gercke a.k.a. Lena Gerke. Die bloße Erwähnung ihres falsch geschriebenen Namens lotste allein rund 700 Lustmolche auf die Seiten des EH-Blogs, nicht einmal halb so viele waren an der namensgebenden Eisenhüttenstadt selbst interessiert. Dieser Ausschnitt aus der Realität des Internetzes lässt tief blicken, liebe Leser.

Mit solch billigen Tricks gibt sich euer ergebener Erzähler Andi nicht ab. Einfach Namen wie Heidi Klum oder noch besser/schlimmer Michaela Schaffrath a.k.a. Gina Wild, Tyra Misoux oder Sibel Kekili einstreuen und schon kommt der gaffende Leser. Nee - nicht mit mir! Darauf kann ich gern verzichten. Wir sind ein ehrliches Blog hier.

Donnerstag, 7. Juni 2007

Liechtenstein in Hütte

Lieber Liechtenstein in Hütte
als eine Hütte in Liechtenstein!

Club Hans Marchwitza präsentiert:

Elektro-Pop mit Friedrich Liechtenstein. Friedrich Liechtenstein agiert als MC zu seinen Stücken und bringt ein paar Geschichten aus seinem Universum mit. Da es sehr tanzbare Stücke sind, ist es angebracht, die Tanzschuhe anzuziehen. Unter www.myspace.com/friedrichliechtenstein gibt es schon einen kleinen Vorgeschmack. Dort findet ihr Musik und ein kleines Interview. Friedrich Liechtenstein ist schwer zu beschreiben, aber er "rockt" ungemein und weiß herzlich zu unterhalten. Er ist viel herumgekommen und ein Sohn unserer Stadt, denn hier wurde er als Hans-Holger Friedrich geboren. Man darf also gespannt sein.

Club Marchwitza
8. Juni 2007
21:00 Uhr
Eintritt: 5,00 EUR


Weitere Infos unter:

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Dienstag, 5. Juni 2007

Der Balkongriller von Hütte

"We eat / and we feed / meat."
The Sausages: Barthleby’s Barbecue

Wir haben Juni 2007 und der Frühling geht nahtlos in den Sommer über. Die Pflanzenwelt erblüht in einem orgiastischen Grünstich, die Tiere spielen Fange und die Menschen zieht es raus an die frische Luft, um den rauchigen Duft von zarten Steaks, fetten Rostbratwürsten oder Fisch, gegrilltem, einzuatmen. Darum freue ich mich auch ganz besonders, den stadtbekannten Balkongriller Hans T. Wurst bei sich auf dem Balkon im Diablogespräch begrüßen zu können. Liegt’s womöglich am Namen..?

Leser: Was haben Sie eigentlich auf der Pfanne, Herr Wurst?

Wurst: Das ist natürlich keine Pfanne, sondern ein mit klassischer Holzkohle befeuerter Gartengrill mit vertikal verstellbarem Rost, den ich mir, bedingt durch die Höhe, die ein Balkon so mit sich bringt, zu einem Balkon- und Terrassengrill umgebaut habe. Auf dem Balkon gibt es nunmal bewegte Luft, da habe ich mir aus verzinktem Stahlblech einen Windschutz angeschweißt.

Leser: Wunderbar. Sie sind ja als Balkongriller in ganz Eisenhüttenstadt bekannt. Ich darf mal aufzählen. Also man kennt Sie im ersten Wohnkomplex, man kennt Sie im zweiten Wohnkomplex, man kennt Sie im dritten Wohnkomplex. Und dann im vierten WK, im fünften und sechsten und, äh, in Fürstenberg.

Wurst: Nicht zu vergessen – in Schönfließ.

Leser: Ach genau, in Schönfließ. Gibt es eigentlich einen Stadtteil, in dem Sie noch nicht gegrillt haben?

Wurst: Nein. Ich habe im ersten Wohnkomplex gegrillt, ich habe im zweiten Wohnkomplex gegrillt, im dritten, im vierten und fünften und so weiter. Auch in Fürstenberg und in Schönfließ habe ich gegrillt. Mittlerweile habe ich auch schon in den Ortsteilen Diehlo und Lawitz auf dem Balkon gegrillt.

Leser: Sie kommen ja richtig rum dabei.

Wurst: Ja. Demnächst kommen Vogelsang und vielleicht Möbiskruge dazu.

Leser: Gibt es dort überhaupt Balkons?

Wurst (lacht): Meines Wissens nicht, nur Terrassen. Doch ich grille ohnehin nur mit einem von mir selbstgebauten Balkon- und Terrassengrill.

Leser: Was war denn Ihr höchstes Balkongrillerlebnis?

Wurst: Das war auf dem Balkon eines elfstöckigen Hochhauses im sechsten Wohnkomplex. Die Schwalben flogen direkt an unseren Köpfen vorbei und als es dunkel wurde, gab es stattdessen Fledermäuse. Wir haben damals dieses Krokodilsfleisch auf den Grill gepackt, welches der Balkonbesitzer – er arbeitete damals auf einer Alligatorenfarm – besorgt hatte. Durch die einsetzende Dunkelheit und wohl auch das einsetzende Dunkelbier lagen die Filets viel zu lange auf dem Rost. Das schmeckte dann alles wie Krokodilsleder. (lacht)

Leser: Wir haben uns ja schon vorab ein wenig unterhalten und Sie haben mir dabei erzählt, wie Sie die Wendezeit empfunden haben.

Wurst: Ja. Plötzlich gab es ein verändertes Warenangebot. Es gab auf einmal verschiedene Grillwurstsorten - und zwar gleichzeitig. Außerdem waren die Grillsteaks oft schon eingelegt oder wenigstens vorgewürzt. Auch die Holzkohle war kein Problem mehr. Geben Sie mir mal Ihren Teller, das erste Steak ist fertig.

Leser: Danke, nein. Ich bin Vegetarier.

Wurst: Wie jetzt? Ach, eine Wurst schadet nix. Wurst ist doch kein Fleisch.

Leser: Aber selbstverständlich ist das Fleisch! Ein Toastbrot, eine Scheibe Toastbrot können Sie mir sehr gern auf den Grill packen.

Wurst: Ich hab da noch eine Putenbrust im Kühlschrank.

Leser: Eine Toastbrotscheibe genügt mir. Und etwas Nudelsalat.

Wurst: Und das soll reichen? Kein Fleisch? Wie soll man denn da satt werden?

Leser: Also ich werde satt.

Wurst: Was denn – nur mit Salat? Das ist doch man alles nur zur Zierde, als Garnitur.

Leser: Es gibt noch wesentlich mehr als nur Salat. Es gibt Gemüse: Kartoffeln und Broccoli und Zwiebeln und Sauerkraut und Rotkohl. Es gibt Getreide: Mais, Haferflocken, Weizen, Gerste, Reis, Amaranth, Dinkel und Buchweizen. Daraus kann man Brot, Kuchen, Teigtaschen, Nudeln, Klöße, Plinse, Gnocchi oder Corn Flakes machen. Man kann Eier essen und Quark, Frischkäse oder alten Gauda. Ananas, Bananen, Äpfel, Birnen, Orangen, Mangos, Papayas, Litschis und Weintrauben. Blau-, Brom-, Erd-, Him- und Heidelbeeren. Tomaten, Paprikas, Karotten, Erbsen, Bohnen, Linsen. Melonen, Gurken, Kürbisse und Zucchinis. Cashews, Mandeln, Erd-, Wal- oder Haselnüsse. Marmelade, Schokolade, Remoulade.

Wurst: Und was ist mit Fisch?

Leser: Ess ich. Salz- und Süßwasserfische. Forellen, Aale und Lachse, Thunfische, Rollmops und Sushi. Und Meeresfrüchte: Schrimps, Muscheln, Kalamari, Algen und Seetang.

Wurst: Dann muss ich das eben alles allein essen. Aber das macht nichts, den Rest kann meine Frau später einfrosten.

Leser: Was macht Ihre Frau?

Wurst: Im Fleischerfachgeschäft arbeiten. Da haben wir uns auch kennengelernt, in dem Laden. Sie ist eine waschechte Fleischerstochter und hat ziemlich früh gelernt, wie man die Wurst in den Darm bekommt.

Leser: So, so. Welchen Tipp können Sie dem Leser zum Abschluss mit auf den Weg geben?

Wurst: Man sollte erst Fleisch auf den Grill legen, wenn die Kohle richtig durchgeglüht ist. Dann schließen sich die Poren sofort und das Aroma bleibt erhalten.

Leser: Ich danke für das Gespräch.

Wurst: Und was ist mit der Toastscheibe?

Leser: Die ess ich jetzt gleich. Haben Sie vielleicht noch etwas Ketchup?

Wurst: Hier haben wir Curry-Ketchup, Senf…

Leser: Den guten Bautzener Senf?

Wurst: Ja genau. Chili-Ketchup, Grillsoße und auch Knoblauchsauce.

Leser: Keinen Werder-Ketchup?

Wurst: Äh, nein.

Leser: Dann den Curry-Ketchup.
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