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Freitag, 14. September 2007

Catch 22 in Hütte

Derzeit tagt für einen Monat der Kongress der Futurologen in der vormaligen HOG Aktivist in der Karl-Marx-Straße zu Eisenhüttenstadt. Zur literarischen Untermalung desselben zitiert euer ergebener Erzähler Andi Leser in unregelmäßigen Abständen aus Stanislaw Lems Buch "Kongres futurlogiczny" von 1972. Dieser phantastische Roman muss unter dem Eindruck einer Reise des polnischen Autors ins nichtsozialistische Ausland und die Niederschrift nach dessen Rückkehr erfolgt sein, denn es hagelt zeitgenössische Anspielungen und fortschrittsgläubige Zukunftsfantasien, dass das Dach undicht wird: freie Liebe, befreite Literatur, Militärdiktaturen, Terroristen, Medikamentengläubigkeit, psychedelische Drogen, seltsame Moden, ...

Den deutschen Schriftsteller Siegfried Lenz verleitete die Lektüre seinerzeit zu der Aussage, es handele sich bei diesem Roman um "eine Ausbesserung der Weltgeschichte oder sogar um eine Neufassung dieser Welt". Kauft dieses Buch und lest! Direkter kann man es nicht sagen.

"Unten in der Halle wimmelte es von Futurologen. Sie gingen zur Eröffnungssitzung [...] Über dem Podium prangte eine bekränzte Tafel mit der Tagesordnung. Den ersten Punkt bildete die urbanistische Weltkatastrophe, den zweiten die ökologische, den dritten die atmosphärische, den vierten die energetische, den fünften die der Ernährung, dann sollte eine Pause folgen. Technologische, militärische und politische Katastrophe sowie Anträge außer Programm waren für den nächsten Tag vorgesehen. [...]

Stanley Hazelton aus der Abordnung der USA schockierte sofort das Auditorium, denn er wiederholte nachdrücklich: 4, 6, 11 und somit 22; 5, 9, ergo 22; 3, 7, 2, 11 und demzufolge wiederum 22!!! [...] Ich suchte im Text seines Referates den Codeschlüssel und entnahm ihm, daß die Zahl 22 die endgültige Katastrophe bezeichnet." (Lem, Der futurologische Kongreß, S. 23/24)

Bitte denkt an die IrreFührung morgen ab 14:00 Uhr! Treffpunkt ist das Foyer des Aktivist in Eisenhüttenstadt. Das Motto diesmal: VOM WERKSEINGANG ZUM KRANKENHAUS - Heimweg eines EKO-Arbeiters.
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Foto: ehst.tick (c) flickr.com
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