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Donnerstag, 19. April 2007

Das Hotel Lunik in Babylon

Wieder einer mehr. In einer multimedial durchnetzten Welt, die ganz stark von Bildern lebt, dient beinahe jeder Ort als Kulisse für Filmaufnahmen. Auch Eisenhüttenstadt, ein trister und fader Ort, den wir alle so sehr lieben, taugte schon desöfteren als Bühne für filmisch erzählte Geschichtchen. Gestern nun wurde eine neue Seite in der Filmografie der Stahlarbeiterstadt aufgeschlagen, denn LUNIK, ein Film von Gilbert Beronneau, erlebte in Berlin seine Premiere.

Grund genug für Filmfritz Andi Leser sich aufzumachen nach Babylon. Damit ist nicht etwa Berlin selbst gemeint oder gar Bagdad, das ja in der Nähe des alten Babylon liegt, sondern das Kino Babylon in Mitte, wo LUNIK als Auftakt zum Festival Achtung Berlin vor einem erwartungsfrohen Publikum gezeigt wurde.

Was soll ich sagen? Die 6 Euro fünfzig hätte ich mir ruhig sparen können. Eine wirre Geschichte in Überlänge, reichlich angefüllt mit überflüssigen Dialogen und unterlegt mit disharmonischen Klängen, die auf die Dauer mächtig nervten. Die Familie Lunik führt ein Hotel, das keine Zimmertüren mehr hat und ohne zahlende Gäste auskommt. Die einzigen Gäste sind eher Gratisbewohner einer merkwürdigen Kommune. Während Franz Lunik sein pseudokommunistisches Experiment aus- und damit die permanente Pleite erlebt, versucht sich sein Cousin Toni als Unternehmer, der nebenan eine Bar mit Leben und so die leeren Kassen mit Geld füllen möchte.

Um nicht vollkommen ohne das liebe Geld auszukommen, überfallen Franz und seine Schwester Babett ab und an eine Tankstelle oder auch mal den Marktkauf, wo sie eine Verkäuferin erschießen (nicht zur Nachahmung empfohlen). Der Polizeikommissar, der diese Überfälle untersuchen soll, trägt nichts zur Aufklärung bei, sondern vielmehr zu ihrer Verschleierung. Der Herr Kommissar springt viel lieber mit der attraktiven Babett ins Bett – ist ja auch mal ganz nett, denn gespielt wird sie von Anna Maria Mühe. Er scheint irgendwie auch kaum arbeiten zu müssen, sooft wie er sich aus privaten Gründen im Hotel Lunik aufhält und dort frühstückt, übernachtet oder herumsitzt.

Nebenbei gibt es noch ein paar weitere debile Gäste, die sich gegenseitig nerven, wie es nun mal Menschen in ihrem Zusammenleben häufig tun, und mit Sinnlosdialogen und Diskussionen die Zeit totschlagen. Am Ende bleibt nichts. Kein Geld, kein aufgeklärtes Verbrechen und kein Schimmer, was der Film überhaupt bedeuten sollte. Muss denn immer alles etwas bedeuten? Ja! Äh, nein. Dieser Film ist wahrlich ohne Bedeutung. Bedeutungslos.

p.s. 1: Halt, es bleibt doch etwas! Das Filmteam hatte die geniale Idee, diverse Buttons mit dem Lunik-Logo (ein Halbmond mit Fahne) anzufertigen und als Gimmick an interessierte Buttonträger auszuteilen. Das ist doch mal etwas!

p.s. 2: Wer noch mehr über die Filmpremiere lesen möchte, der schlage bitte das EH-Blog auf der folgenden Seite auf.
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