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Sonntag, 21. März 2010

E.i.h.ü.: Bad Freienwalde


Letztes Jahr tourte euer ergebener Stadtanachronist Andi Leser durch die Mark Brandenburg und weilte dabei auch im wunderschönen Bad Freienwalde, dem lieblichen Kurort am Rande des Oderbruchs. In der ältesten Kurstadt der Mark (seit 1684) verbrachte die preußische Königswitwe Friederike von Hessen-Darmstadt um 1800 ihren Lebensabend. Das oben abgebildete Witwenschloss war nach Plänen des Architekten David Gilly entstanden, der auch den klassizistischen Umbau des barocken Schloss Steinhöfel bei Fürstenwalde vollbrachte (Tipp: unbedingt Schloss und Park besuchen). Das Freienwalder Schloss wurde 1909 von Walter Rathenau gekauft und aufgehübscht. Rathenau fiel 1922 als Außenminister der Weimarer Republik einem Attentat von Antisemiten zum Opfer, die ihn mit einer Handgranate ermordeten. Allerdings in der Berliner Königsallee. Sieben Jahre später wurde im Wald von Bad Freienwalde die Prostituierte Emilie Parsunke aus Bernau, genannt "Mieze", damalige Geliebte des ehemaligen Zuchthäuslers Franz Biberkopf, von dem grobschlächtigen Luden Reinhold ermordet. Allerdings fand dieser Mord nur im Buch "Berlin Alexanderplatz" von Alfred Döblin statt - oder wahlweise vor einigen Monaten in der Berliner Schaubühne und mit einem großartigen und glaubwürdigen Sebastian Nakajew als Franzeken Biberkopf in der Hauptrolle.


Doch nun zum eigentlichen Thema. Eisenhüttenstadt ist halt überall (E.i.h.ü.), eben auch im halb klassizistischen, halb gründerzeitlichen Bad Freienwalde. Wenn man nämlich vom Bahnhof kommend auf gerader Straße zum Marktplatz mit Rahthaus und Kirche und Museum sich begibt, dann sieht man auf halber Strecke das alte Postgebäude stehen. Die neoklassizistisch beeinflusste Architektur verrät die Zugehörigkeit zur Epoche der Nationalen Bautradition der DDR und somit auch die 1950er Jahre als Aufbauzeit. Der gelbe Briefkasten vor der Tür (heute: Deutsche Post) und die grau-rosa Telefonzelle (heute: Telekom) sowie die zahlreichen Details an der Fassade verraten die angedachte Funktion und Nutzung als Postamt.


Leider passten nicht alle - mir will die korrekte Bezeichnung nicht einfallen, nennen wir sie halbplastische Fassadenbilder aufs Bild. Was ist zu sehen? Symbole sind zu sehen, Symbole, die etwas über die verschiedenen Epochen der Kommunikation vermitteln. Ein Hut mit Peitsche (der Postkutscher), ein Posthorn (hier: Symbol der DDR-Post), ein Telefon (Stasi?, kleiner Scherz), eine Taube mit Kuvert im Schnabel (poetisches Bild einer Brieftaube). Falls noch nicht geschehen, stelle ich dieses Haus hiermit unter Denkmalschutz, notfalls unter meinen persönlichen. Zum heutigen Frühlingsbeginn kann ich Bad Freienwalde als Ausflugsziel uneingeschränkt empfehlen, Bedingung ist wie so oft, das Wetter muss mitspielen.

Fotos: alle3vonmir

2 Kommentare:

  1. Ich finde das mit den Postsymbolen interessant und hoffentlich wird das Gebäude nicht abgerissen, auch wenn es anders genutzt wird können die Symbole erhalten bleiben. Das Posthorn gehört einfach zur Post dazu.

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  2. Ein ähnliches Postgebäude mit identischen Fassadenreliefs entdeckte ich neulich in Falkenberg/Elster am Bahnhof. Leider war das Wetter zum Fotografieren zu schlecht.

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