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Freitag, 26. September 2008

Lunik soll Laufhaus werden


Wie die Merkwürdige Oderzeitung in einer nicht mehr erhältlichen Ausgabe berichtet, möchte ein Investor das marode Hotel Lunik im Herzen der Stadt sanieren, um daraus Ostdeutschlands größtes Laufhaus zu machen.* Bei dem Investor handelt es sich um die englische Tittenhurst Limited, als Betreiber ist Dietrich Bockshorn aus Hamburg in Erscheinung getreten. Bockshorn leuchten die Augen, wenn er seine Pläne erläutert: "Das Laufhaus wird über drei Etagen gehen. Die Männer kommen über den Haupteingang ins Haus und bezahlen dort ihren Eintritt. Sie können sich innerhalb des Hauses frei bewegen und amüsieren und verlassen dann das Gebäude über den Auspuff."

Der Name der Einrichtung stehe bereits fest: Big Bang. Rund 40 Frauen und auch einige Männer sollen im Laufhaus Arbeit finden. Die Stahlinstädter, vor allem junge Frauen, aber auch alte Vetteln, könnten sich schon mal bewerben, ermuntert Bockshorn. Wichtig sei ein Bewerbungsfoto. "Ein Filmchen, wenn vorhanden, tut es auch."

Allerdings können Betreiber und Investor sich auf einiges gefasst machen, denn die Pläne stoßen quer durch alle Parteigräben auf einhellige Ablehnung. Die großen Volksparteien SPD und CDU befürchten Konkurrenzdruck durch die Zunahme an organisierter Kriminalität. Die in Sachen Prostitution äußerst erfahrene FDP stößt sich an der zentralen Lage des Laufhauses und empfiehlt stattdessen das Bettenhaus im Stadthafenweg zur Nutzung. GRÜNE und LINKE verurteilen die Pläne rundherum als frauenverachtend.

"Wer unsere Frauen gesehen hat – die sind nicht zu verachten!" erwidert Bockshorn, der sich gern als Kiez-König und Prinz von Frauenhausen präsentiert. "Für jeden Geldbeutel wird etwas dabei sein", verspricht er. "Ob Firmenhäupling oder Hartz-IV-Urlauber, hier wird jeder auf seine Kosten kommen. Alltagsprobleme sind danach wie weggeblasen!" Auch abendliche Hausbesuche durch Exzessbriefe verteilende Postituierte seien möglich. Die Tittenhurst Ltd. spricht gar von einem "Heilsamen Etablissement mit überregionaler Ausstrahlung".

Für den Vorsitzenden der Fürstenberger Bürstenvereinigung, den Kartographen Erich Apitz, sind das schäbige Ambitionen: "Wer schon mal in einem Laufhaus war, der weiß, wie streng es dort nach Schweiß und Desinfektionsmittel riecht. Nur testerongeladene Gymnasiasten und heruntergekommen Asoziale stehen dort Schlange."

Stahlinstadts Oberbürgermeister Rainer Werner Uhlenbusch mache sich vor allem Sorgen um den Bestand seiner Einwohnerschaft, teilte sein Sekretarius Bernd Dienst mit. Gerade erst habe sich die durch massiven Wegzüge dezimierte Bevölkerungszahl auf 30.000 stabilisiert, nun drohe im Zuge des geplanten Bordells eine Todesseuche. "AIDS ist noch immer nicht heilbar und die Zahl der an HIV (Hartz-IV) erkrankten Personen in Deutschland nimmt weiter dramatisch zu", machte Bernd Dienst deutlich. Es herrsche also Aufklärungsbedarf.

Eine Nutzung für das leer stehende Lunik müsse jedoch baldigst gefunden werden – auch da sind sich alle Parteivertreter vor der Wahl einig.

* Einige Insider gehen hingegen von einer Ente des Logbuchs Stahlinstadt aus, die darauf abzielt, Neu- und Sexgier zu wecken. Doch das nur am Rande. (Nachtrag: Bitte nehmen Sie auch die Kommentare zu diesem Beitrag zur Kenntnis.)

Foto: Ben Folded-Blind

2 Kommentare:

  1. Anonym7:17 PM

    Der Betriebsarzt des Laufhauses in spe und auf eine langjährige Insidererfahrung im Kernbereich der Gynäkologik zurückblickende Dr. Rammler-Scheidewind zum Thema: "So wie ich meine Eisenhüttenstädter kenne, müssen wir bei den Frauen ohnehin einige Abstriche machen."

    Er sei aber nicht für die Big Bangles zuständig, fügte er sofort hinzu. Diesen Hosenstall muss jemand anderes ausmisten.

    Der Soundtrack soll, so sickerte aus dem Rathaus durch,wenn schon denn schon von der berühmten Paula van Dyke
    beigesteuert werden, die mit ihrem Tripper-Hop und Swinger-Beat bereits weltweit Spuren hinterlassen hat. Mit kräftig Bums dahinter.
    Vielleicht kommen auch die berühmten Singa Pur, eine Fernostvornekurzhintenlangverschnitt e aus Beatigheim-Bisscheneng. Man munkelt ja so einiges, wenn der Tag und die Nase lang sind.

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  2. Anonym2:12 AM

    Wie die ehrenamtliche Eisenhüttenstädter Nachrichtenagentur soeben mitteilte, stellt sich die Sache mittlerweile durchaus etwas weniger versteift dar.

    So fand das Ansehen der Briten mit den großen, eh, Titeln ("zuverlässiger Investoren") im lokalen Haushaltsausschuß mehrdeutige Zustimmung. Als Hautargument für ein Laufhaus und Grund wird angeführt, dass man mit den dortigen Einnahmen (älteste Gewerbesteuer der Welt, bunte Pillen, Viagra) endlich wieder einmal die Bi-lanzen po-liert
    bekommt und vielleicht auch das eine oder andere "Haushaltsloch" gestopft wird. Allerdings bedarf es strenger Regeln (im SM-Bereich), besonders zu Stoßzeiten, da es sonst zum Verkehrchaos kommt, für das nicht zuletzt die Cruiser und
    Crisco-Banger, eh, Disco-Gänger in der Lindenallee verantwortlich gemacht werden.

    Eine weitere Gefahr wurde darin gesehen, so der provokante Einwurf einer Splitterpartei, dass man den nimmersatten Parteifreund Bürgermeister dann gar nicht mehr vom "Laufsteak" bekommt. "Der schiebt sich doch ein Sandwich nach dem anderen rein", so ein Kenner der schwabbeligen Materie (Weicher Schanke). "Und dann gibt es freitags auch noch einen Backfisch oben drauf. Aber bitte mit Sahne!"

    Daraufhin sprang jener, der in bestimmten Landkreisen auch als Vorsteher Drüse bekannt ist, hocherregt auf und begann sofort, Stellung zu beziehen. Hier der Wortlaut:

    "Wenn Sie mich so anmachen wollen, dann viel Erfolg. Mir ist diese Position bekannt: Erst will kein Schwanz etwas damit zu tun haben, doch am Ende stehen alle stramm und kommen von hinten, auf die Brust, ins Auge. Usw. Ich möchte aber eines fest nageln: Hier im Osten gehen die Huren anders. Das ist kein feuchtes Lippenbekenntnis, sondern ein steinharter Fuckt [sic!]: Viele der jungen Männer in dieser Stadt kennen überhaupt keine Scham! Und jetzt Schluss mit den schmutzigen Liegen."

    Das war jedoch nur das Vorspiel denn kurz darauf schwang der potente Stadtführer energisch sein Zepter als bekannter Basta-Abstimmungsaufheller und gab spontan die Parole aus: "Diese Stadt soll Freier werden." Und die gilt nun für's erste und beste Laufhaus am Zentralen Platze.

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