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Mittwoch, 3. Januar 2007

In Hütte auf Tour

Am gestrigen Tage sind Benny-Bunny und ich durch die Stadt, die wir alle gut kennen, gehoppelt, um unserer Eisenhüttenstadt-Obsession zu frönen. Wir haben fotografiert bis die Speicherkarten schnarrten und die Akkus glühten. (Ach, warum kann denn der Benny kein hübsches Mädchen sein? Dann könnten wir zusammen unsere EHST-Obsession ausleben UND miteinander Sex haben. Oder noch besser: Wir könnten pornografische Bildchen vor Eisenhüttenstädter Kulissen machen. Ich denke dabei an das Anblasen eines Hochofens, das Fluten der Zwillingsschachtschleuse oder an die Belebung der ungenutzten Bettenburg Lunik. Das würde mich vielleicht antörnen - ich kann euch sagen.)

Nach dem sehr frühen Eintritt der Dunkelheit verzogen wir uns in den überdachten Raum der Stadt. Im Flohmarkt der Stadtbibliotheke habe ich passend zur EU-Ostausweitung ein Rumänisch- und ein Bulgarisch-Wörterbuch erstanden, beide für jeweils 50 Eurocent. Darüber hinaus auch noch ein Wörterbuch für Norwegisch und Französisch - was tut man nicht alles als überzeugter Europäer. Hierzu musste ich meinen Namen nennen, denn einen Kassenbeleg rückte der Computer nur heraus, wenn man etwas eingab wie Hinz oder Kunz. Ich wollte doch aber gar keinen Beleg.

Plötzlich war unser Ben so geil auf den Besitz der Heimatkalender aus der Vorwendezeit, dass wir rüber ins Bürgerfoyer im Rathaus zogen, um die dortigen Restbestände aufzukaufen. Die zur Vetretung bestellte Frau Ettmeier teilte jedoch mit, dass hier keine Heimatkalender mehr verkauft würden. Der Rat der Stadt lautete: "Probieren Sie's mal in der Lindenallee! In der Tourismusinformation oder bei Frau Jachning." Auch dort: Fehlanzeige. Frau Jachning sagte sogar, dass die Heimatkalender der Vorwendezeit gleich nach der Wende containerweise in die Hochofen gewandert sind und dort mit anderen Druckerzeugnissen verbrannt wurden. Kurzzeitig war ich schockiert. Mir ging das Heine-Zitat durch den Kopf, wonach in einem Land, in dem zuerst Bücher verbrannt werden, hernach Menschen in die Öfen wandern. Sind wir etwa wieder so weit? Allerdinx liegt dieser barbarische Akt schon über zwölf Jahre zurück und ist somit wieder verjährt. Ich beruhigte mich und träumte stattdessen von Sex im Buchladen.

Im Anschluss, da wir nun schon in der Nähe waren, machten wir einen Abstecher in die Lokalredaktion der MOZ. Doch was mussten wir entdecken? Die Räumlichkeiten ähnelten eher einer reinen Zeitungsredaktion als einem Lokal. Nirgendwo eine Bar oder ein Zapfhahn. Welch eine Irreführung braver Bürger!

Ganz nebenbei haben Ben und ich das neue Motiv des Monats beschlossen. Im Januar sind Wandbilder aus dem Stadtbild Trumpf, denn die kann man jetzt, da die Bäume kein Laub mehr tragen, sehr gut sehen und digitalisiert festhalten. Also auf gehts! Fotografiert und flickrt sie alle!

3 Kommentare:

  1. Anonym2:03 PM

    ihr habt was unternommen und ich hab getippt.. wie gemein..

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  2. Anonym6:27 PM

    EHST-Obsession?
    Das ist doch schon Perversion vom Feinsten. Also wirklich, heute müssen deine nimmersatten Andi-Leserinnen und -Leser ordentlich was schlucken.
    Kann es sein, dass Du bewusst Pornsprech bis zum Anschlag in den Text reinschiebst, damit die dingsbumsfidelen Suchmaschinen und -maschinistinnen Deinen Blog mal richtig hart rannehmen bis der Kolben quietscht? Das wäre schon ein knallharter Exzess, wenn Du bewusst deinen Einträge derart zu Lack- und Latexglanz aufwichst um sie mit der Gerte des ordinären Wortes in die ganz nach oben in die Google-Ergebnisliste zu peitschen, dass es eine wahre Lust ist. Dieser Rank-Fetischismus ist etwas ganz unanständiges und auch schon so alt und ausgelutscht, dass sich da wirklich kein Saft mehr herauspressen lässt.

    Fotomotivisch schöner als Deine sprachlichen Pornobilder und Sexfantasien wären z.B. unschuldige Teenager (oder reife Damen oder junge Männer), die - ihre Schenkel fest um die Flanken der Hengste und Stuten gepresst - spritzig durch die Straßen der Stadt reiten und sich in ihrer sportlichen Leidenschaft treiben lassen, dass all die Fotomodellierung nur so flutscht und die dabei vor allem nicht schlampen und sich auch nicht hin ledern. Andererseits sollte man Pferde - und auch die jungen Fohlen - nicht vom Schwanz her aufzäumen, weil man es sonst leicht versaut und den eigentlichen Inhalt total kaputt rammelt. Das kann wohl niemand wollen und daher möchte ich doch darum bitteln und betteln, die Schamgrenze zu beachten und all diese nymphomanen Fantasien von sexuellen Ausschweifungen in der brünstigen Stalinstadt nicht weiter in dieser Form abzumelken.

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  3. "...wie wir etwa einen fürchterlichen Witz nicht zu unterdrücken vermögen, auch wenn er eine Gotteslästerung ist, nur weil uns die Pointe reizt als eine teuflische Versuchung des Geistes durch den Geist." (Friedrich Dürrrenmatt: Der Richter und sein Henker, S.67)

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