Selbst-Anzeige

Mittwoch, 30. Juli 2008

Paulick-Saal soll erhalten bleiben


Wie aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen zu vernehmen ist, wird sich die Wiedereröffnung des Friedrich-Wolf-Theaters auf unbestimmte Zeit verschieben. Grund hierfür ist das derzeit laufende Volksbegehren zur Wiederherstellung des Paulick-Saales. Die Befürworter des Volksbegehrens rechnen sich die besten Chancen aus, haben sie doch den Denkmalschutz auf ihrer Seite.

Wir erinnern uns. 2007 wurde das 1955 erbaute Friedrich-Wolf-Theater geschlossen, um die Inneneinrichtung einer Totalsanierung zu unterziehen und nach Plänen des Wolgaster Stararchitekten Michael Koolhaas ("Wenn weniger mehr ist, dann ist alles nichts.") zu erneuern. Zentrales Kernstück ist der Abriss des so genannten Paulick-Saales, dessen angeblich schlechte Akustik die Durchführung groß angelegter Schlagerveranstaltungen und volkstümlicher Festivals unmöglich macht.

Doch nun regt sich zunehmender Protest gegen den Umbau. Vor allem der Verlust des Innenraums sowie der Wandbilder von Walter Wichmann ruft Unmut bei vielen Eisenhüttenstädtern hervor. "Ich gehe seit dreißig Jahren regelmäßig ins Friwo und nun sowas", die Mitinitiatorin des Bürgerbegehrens Heidi Witzka (56) schüttelt den Kopf. Auch die Denkmalschutzbehörde pocht auf ihr Mitspracherecht.

Der Saal mit den roten Sitzen und der Holzvertäfelung war nach neoklassizistischen Plänen des Architekten Richard Paulick entstanden und gilt als ein seltenes Prunkstück früher DDR-Architektur. Der Bauhausschüler war auch an den Entwürfen zur Stalinallee und des Affentheaters im Tierpark Berlin beteiligt.

Der stellvertretende Bürgermeister Werner Reiner warnt: "Sollte das Bürgerbegehren wie erwartet positiv ausfallen, kommen auf die Stadtkasse Mehrkosten in Millionenhöhe drauf zu. Andere kommunale Einrichtungen wie der Heimattiergarten oder das Freibad in der Buchenwaldstraße müssten dann geschlossen werden." Die Fraktion der PDS zieht hierfür eine Neuverschuldung in Betracht, denn ein lebendiges Kulturleben sei nun mal nicht für umsonst zu haben.

Ursprünglich war die Wiedereröffnung des Friedrich-Wolf-Theaters für den 22. Dezember 2008 vorgesehen. Gezeigt werden sollte das Lustspiel "Die Trinker von Ephesus" aus der Feder des griechischen Dichters Xenophobios. Die weibliche Hauptrolle sollte von der britischen Schauspielerin Queen Antifáh besetzt werden. Durch den verhängten Baustopp ist dieser Termin nun hinfällig.

Das Volksbegehren ist aktuell im Rathaus einsehbar.

Foto: Ben Ehmen

Verkannter Genius: Ulrich von Hütten

Der Philosoph und Heimatforscher Ulrich von Hütten ist ein zu unrecht Vergessener. Er gilt unter anderem als Begründer der Omnipräsenz, als Entdecker der Videotexttaste an TV-Fernbedienungen und als Mitentwickler von Diafilmen.

Als neuntes von acht Kindern kam Ulli in einer Schönfließer Bergbauernfamilie zur Welt und wuchs in verhältnismäßiger Bescheidenheit auf. Um sich ein Philosophiestudium zu finanzieren, kündigte er ein Engagement bei den Freimaurern und nahm eine bezahlte Stelle als Hausmeister im neu eröffneten Kindergarten II an. Aus dieser Zeit stammt auch sein zum geflügten Wort erhobener Ausruf "Kinder! Müsst ihr denn immer spielen?"

In seiner Tätigkeit als Hausmeister sollte ihm das Schicksal schon bald zu einem bedeutenden Fund verhelfen. Bei Grabungsarbeiten im Kohlenkeller stürzte eine Mauer ein und gab den Blick auf ältere bauliche Reste frei. Ulrich von Hütten konnte in seiner Magisterarbeit zweifelsfrei nachweisen, dass es sich hierbei um mittelalterliche Siedlungsstrukturen der Stalinstadt handelte. Mit seiner Promotion "Ich und die Eisenhüttenstadt" etablierte er die Ehstetik als neue Teildisziplin der aufkommenden Hinz- und Kunzgeschichte.

Im Jahr 1946 habilitierte er mit einer Arbeit über die Notwendigkeit der Existenz einer Lehre der Bedeutungslosigkeit, die er Semidiotik nannte. Bereits 1943 war ihm durch Anomalien im Symmetrieverhalten der Semantik die Idee zu einer Grundlegung der Semidiotik gekommen, doch galt dies zu Zeiten des Nationalsozialismus als politischer Sprengstoff. Darüber gibt vor allem seine Korrespondenz mit dem Rotterdamer Posthumanisten T. O. Door (darf nicht mit dem Amsterdamer Postboten T. O. Bald verwechselt werden) Auskunft, die nahezu komplett auf Tesafilm erhalten ist.

Großes Aufsehen erregte seinerzeit die Hochzeit mit den Lee- Zwillingen, denn 1948 hatte er die siamesischen Zwillinge Pooh Lee Gami und Dub Lee Kati geehelicht. Hierdurch wurde er zum Vorreiter des Toleranzgedankens. Auch propagierte er als erster in der DDR das Konzept der freien Liebe: "Warum für Sex bezahlen, wenn man ihn gratis haben kann?"

Bedeutend ist auch sein Beitrag zur Neukodierung der Fäkalsprache. So ersetzte beispielsweise seine Wortschöpfung "Stuhlgang" die damals gängige Formulierung "Abkacken", die mittlerweile eine neue Bedeutung erlangt hat. Sein Alternativvorschlag "Kloalette" für "Scheißhaus" konnte sich hingegen nicht durchsetzen.

Umstritten war bis zuletzt sein 550 Seiten umfassender Essay "Reichtum macht nicht glücklich", welchen er als Wurfsendung zeitgleich über Berlin-Dahlem und Baden-Baden abwerfen ließ, woraufhin zwei Neureiche mit Kopfschmerzen in Kliniken eingeliefert werden mussten. Die Kernfrage seiner Thesen lautete: "Wenn man Geld nicht essen kann, wovon leben dann Multimillionäre?" Sein damaliger Kollege, der angesehene Professor für Früh- und Spätgeschichte Heimar Frauenplan, staunt noch heute: "Auf diese Fragestellung muss man erstmal kommen!"

Zum Ende seines Lebens wurde es dann ruhiger um seine wissenschaftliche Karriere. Statt dessen tat er sich in seinen Sechzigern und Siebzigern als geistreicher Verfasser von unzähligen Aphorismen und Kalauern hervor. Aus seinem Ouevre bedienten sich immer mal wieder so bekannte Nachkriegshumoristen wie Robert Gernhardt, Karl Valentin und Wilhelm Busch.

Im dankbaren Alter von 81 Jahren starb Ulrich von Hütten an Herzversagen und hinterließ eine vierköpfige Familie samt zweiköpfiger Ehefrau. 1993 gab es Bestrebungen, ihn posthum zum Ehrenbürger von Eisenhüttenstadt zu ernennen. Das Vorhaben scheiterte jedoch in der Stadtverordnetenversammlung an Nichtbeachtung. Diese Vorgehensweise ist immer mal wieder Anlass für obskure Verschwörungstheorien in der Bürgerschaft. Die einen geben den anderen die Schuld, die anderen tun dies ebenso.

Am 31. Juli 2008 wäre der genialste Denker der Stadt einhundert Jahre alt geworden, wenn er denn noch leben würde. Das Logbuch Stahlinstadt hält die Erinnerung an diese Geistesgröße lebendig und benennt einen Eintrag nach ihm.

Sonntag, 13. Juli 2008

Tempel der Kosmetik


Nahezu unverändert steht dieses Haus samt Funktion in der Magistrale, hinter dem Hotel Lunik. Während sich ringsum die Fassaden dem Zeitgeist anbiedern, blieb der Tempel der Kosmetik seit 20 Jahren derselbe.

Logbuchführer Andi empfiehlt: "Bleib so, wie du bist!"

Samstag, 12. Juli 2008

Das Deutsche Haus


Vier Deutschlandfahnen zählte ich an diesem Wohnblock in der Fritz-Heckert-Straße. Dabei war die EM schon vorbei. Die schwarzrotgoldenen Fahnen wehen wohl schon für Olympia.

Sonntag, 6. Juli 2008

Licht am Ende des Tunnels


Hier mal etwas der Jahreszeit entsprechendes und typisches. Als in Hütte 40 Grad im Schatten herrschten ("Wer sagt denn, dass wir im Schatten arbeiten?"), drängte es diese junge Frau raschen Schrittes ins Licht. Mehr dazu weiß ich leider nicht.

Samstag, 5. Juli 2008

Schatten am Ende des Tunnels


Das EH-Blog hatte neulich in der Rubrik "Verlorenes und Übersehenes in Eisenhüttenstadt" ein Motiv, dass mich doch sehr bewegt hat. Sogleich packte mich der Neid und dann der Ehrgeiz, es dem Blogbuster Ben gleich- und besser zu machen. Und das ist dabei herausgekommen.

Ob Ben nun auch neidisch wird?