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Samstag, 31. Januar 2009

Der Lotto-Gewinner-Typ

"Der Teufel scheißt immer auf den größten Haufen."

Die Grundlage meines Reichtums war ein kleines Stückchen Papier, in etwa so groß wie eine Banknote. Mit diesem Tippschein gewann ich im Lotto meinen ersten Jackpot in Höhe von 33 Millionen Euro. Das Geld habe ich umgehend in neue Tippscheine investiert und auf diese Weise mein bescheidenes Vermögen um ein Beachtliches vermehrt.

Als erstes habe ich mir beträchtliche Ländereien erworben und darauf ein Schloss erbauen lassen. Mein Schloss ist angemessen groß; vom Westflügel kann man den Pariser Eiffelturm sehen, vom Ostflügel das Empire State Building. Die Dachrinnen sind aus purem Gold und die Fallrohrstutzen aus reinstem Platin. Das Haus verfügt über eine stattliche Anzahl befahrbarer Kleiderschränke sowie über eine Hut-, Schal- und eine Schuhmeile. Auch besitze ich eine zeitgenössische Bibliothek mit den Werken aller lebenden Autoren. Leider ist letzte Woche mein Bibliothekar verstorben, er hatte sich verlaufen und war verhungert. In meinem Wohnzimmer befindet sich der weltgrößte Kamin; er wird mit tausend Jahre alten Mammutbäumen beheizt. Im Küchentrakt steht eine Gefriertruhe, die sommers wie winters zum Skifahren einlädt. Nebenher kann man Vanilleeis von der Piste naschen.

Gestern Mittag hatte ich die Bevölkerung Albaniens zu Gast, morgen wollen Chinesen und Inder kommen. Die Bewirtung findet mit Meißener Porzellangeschirr statt, welches nach der Benutzung nicht abgewaschen, sondern weggeworfen wird. Das Schloss ist von einem wundervollen Englischen Garten umgeben, in dem auch ein paar Millionenstädte liegen. Den Rasen wässere ich abwechselnd mit französischem und italienischem Mineralwasser, damit er immer schön grün bleibt.

So sieht mein Tagesablauf aus: Jeden Morgen kaufe ich mir eine Bäckerei, um ein paar neue Backspezialitäten kennenzulernen. Der Fürst von Lichtenstein bringt mir die Morgenzeitung, der Sultan von Brunei die Abendpost. Nach der Zeitungslektüre halte ich eine Stunde Audienz, in der ich meinen Anwälten Anweisungen gebe, was sie heute zu tun und was sie zu lassen haben. Ich beschäftige ein Heer von 24 Anwälten, die meine Interessen vertreten. Dazu habe ich nocheinmal zwölf Anwälte auf meiner Gehaltsliste, die die ersten 24 Anwälte kontrollieren.

Jeden Tag befindet sich eine andere Aufsehen erregende Frau an meiner Seite, meist die Schönheitskönigin irgendeiner Nation. Machmal sind es auch mehrere und wir veranstalten harmlose Orgien im Champagner-Schwimmbecken. Trotz dieser Annehmlichkeiten gibt es jedoch auch Phasen der Einsamkeit; im Klub der Billionäre bin ich allein, im Klub der Billiardäre ebenso. Allerdings bin ich trotz meines vielen Geldes ein Menschenfreund geblieben. Neulich bedachte ich einen Penner mit einem 500-Euro-Schein (er hatte nicht auf hundert raugeben können). Auch konnte ich jüngst mit den Januar-Zinsen auf mein Sparbuch der US-Regierung aus ihrer Finanzkrise helfen. Derzeit überlege ich, ob ich das EKO in Stahlinstadt käuflich erwerbe – einfach nur, um Menschen bei der Arbeit zuzuschauen.

Machmal sitze ich nachdenklich auf meiner Terrasse, blicke hinüber zum Gartenpavillon (einem 1:1-Nachbau des Versailler Schlosses mit beigesellter Giseh-Pyramide zur Aufbewahrung von Harke, Schippe und Spaten) und denke mir: Das kann doch nicht alles gewesen sein! Und richtig, gestern hatte ich wieder einen Sechser im Lotto.

Dankeschön und auf Wiedersehn!

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