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Sonntag, 4. Januar 2009

Linz doch mal nach Austria!

"Stahlstadtkinder, immer im Duell
Stahlstadtkinder leben viel zu schnell
Stahlstadtkinder in den Stahlfabriken
Und abends besoffen in den Diskotheken"
*

Man merkt es schon an der ungewohnten Dramatik und der sprachlichen Action - hier sind nicht die phlegmatischen Nesthocker der brandenburgischen Stahlinstadt gemeint, sondern der Nachwuchs einer Stadt in der österreichischen Provinz: Linz. Der österreichische Stahlstandort ist (gemeinsam mit der litauischen Hauptstadt Wilna) Europas Kulturhauptstadt 2009 und tritt in diesem Jahr natürlich besonders aufs Gas.

Linz hat mit Eisenhüttenstadt so einiges gemeinsam. Erstens ist es eine Stahlstadt. Das Eisenhüttenkombinat J. W. Stalin von Linz sind die Reichswerke Hermann Göring bzw. nach dem Krieg die staatlichen Vereinigten Österreichischen Eisen- und Stahlwerke (VOEST), heute längst als Voestalpine AG privatisiert. Und es gibt sogar Verknüpfungen zum Hier und Gestern. In den Achtziger Jahren des vergangenen Jahrtausends haben die Östies von Voest uns in Eisenhüttenstadt ein Stahlwerk hingebaut.

Zweitens war Linz die Stadt des Führers. Adolf Schicklgruber, den manche auch Hitler nennen, ging in Linz zur Schule und wollte nach dem Anschluss Österreichs 1938 aus dem Ort eine Musterstadt machen. Darum findet man heute im ganzen Stadtbild Arbeiterwohnblocks und andere Bauwerke aus der NS-Zeit. Der Neoklassizismus der Nazis unterschied sich übrigens nicht so sehr vom Zuckerbäckerklassizismus der Stalinzeit.

Drittens mussten Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter in Linz schuften und ließen dabei oft ihr Leben. Das erinnert unsereinen (bzw. sollte unsereinen erinnern) an die Kriegsgefangenen des STALAG III B.

Viertens: Linz liegt an der Donau, Hütte an der Oder.

Linz hat seine Vergangenheit bewältigt, indem es sich ihr gestellt hat. Die Stadt wusch sich aber nicht nur die Weste und die Hände sauber, sondern auch den Himmel, denn von der schmutzigen Industrie vor Ort ist nichts mehr zu spüren.

Ich empfehle eine Städtepartnerschaft, denn Linz wäre vielleicht ein gutes Vorbild für Eisenhüttenstadt. Allerdings besitzt es mit seinen rund 200.000 Einwohnern und als drittgrößte Stadt Österreichs einen gaaanz anderen Stellenwert.

Einfach mal hinfahren und anschauen. Die Stadt hat viel zu zeigen.
~
* Frage: Von wem stammt dieses Zitat?

2 Kommentare:

  1. Anonym12:01 PM

    Es stammt von der die österreichischen Punk- und New-Wave-Combo WILLI WARMA :)

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  2. Jawoll ALex, diese Antwort warma richtich richtich!

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