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Freitag, 13. Juli 2007

Der Tunnel nach Neuzelle

"Zwei mal drei macht vier -
widdewiddewitt und drei macht neune!
"Ich mach mir die Welt -
widdewidde wie sie mir gefällt."
(Hey, Pippi Langstrumpf)

Immer wieder gibt es Fragen, die man sich nicht selbst beantworten kann. Da ist es gut, einem Experten gegenüber zu sitzen. Diesmal habe ich den regional äußerst bewanderten Heimatforscher Hartmut Brotkrume im Interview.

Brosam: Helmut Brosam!

Leser: Selbstverständlich, Herr Brosam. Desöfteren endet in vertrauter Runde, bei Zusammenkünften, Gartenfesten und Saufgelagen das Gespräch bei einem unterirdischen Tunnel, der Neuzelle mit Fürstenberg verbindet. Gibt es diesen Tunnel wirklich?

Brosam: Ja. Das heißt, es gab ihn.

Leser: Warum, ich meine, wieso gab es eine unterirdische Verbindung zwischen Neuzelle und Fürstenberg? Ich meine, die Strecke beträgt gut und gerne zehn Kilometer.

Brosam: Ganz einfach. Der Auftrag zur Errichtung eines Langen Ganges, wie es in den Quellen so schön heißt, wurde von Papst Jochen I. erteilt. Dieser Papst ist vor allem aufgrund seiner Brutalität bekannt, auf ihn geht das Prinzip der Unterjochung zurück. Im Jahre 1251/52 - die genaue Jahreszahl ist durch den Avignoner Wischfehler* nicht mehr exakt zu entziffern - befahl Papst Jochen den Bau eines Tunnels, auf dass die Menschen fortan auch bei Regen trockenen Fußes zur Klosterkirche pilgern konnten.

Leser: Und wie weiter?

Brosam: Der Bau beanspruchte mehr als 250 Jahre. Erst Papst Urban, der Erfinder des Urbanen und der U-Bahn, konnte den Durchbruch bekannt geben. Da wusste man schon nicht mehr, wofür der Tunnel eigentlich gebaut worden war und beschloss daraufhin, ihn zu fluten. Dies dauerte dann nochmals 250 Jahre, denn man musste erst einen Kanal bis zur Oder graben.

Leser: Sie meinen den Oder-Spree-Kanal?

Brosam: Ja. Ein Teil dieses Kanals ist tatsächlich sehr alt und geht auf den Tunnelkanal zurück. Es passierte dann im Jahr 1751/2 – ein Wischfehler – als der entscheidende Durchbruch erfolgte. Leider war das Höhengefälle zu stark, als dass der Tunnel sich automatisch mit Wasser füllte. Daraufhin nutzten die Neuzeller den Tunnel als Kundschafterstrecke und richteten eigens zu diesem Zweck einen Geheimdienst ein. Auch die Fürstenberger begannen ihrerseits mit Spionieren und kamen auf diese Weise an das Rezept des Klosterbieres, welches sie fortan als Fürstenberger Pils verkauften.

Leser: Und wann wurde der Tunnel außer Betrieb genommen?

Brosam: Das dauerte nochmals 200 Jahre. Der Tunnel führte ja geradewegs von Neuzelle zu Gerties Grund. Gerties Grund war eine Wiese im heutigen sechsten Wohnkomplex. Dort war der Fürstenberger Eingang des Tunnels, der Name Tunnelstraße erinnert noch daran. Die Nationalsozialisten erklärten beide Eingänge zu Ausgängen, was den Tunnel unbenutzbar machte. Nach dem Krieg entfernte die Rote Armee weitgehend alle Nägel aus dem Gang, so dass der Tunnel nach und nach einstürzte. Nur noch Menschen mit reinem Herzen können in einer nüchtern verbrachten Silvesternacht den Verbindungstunnel sehen, jedoch nicht mehr betreten.

Leser: Hinter Ihnen im Regal sehe ich viele Bücher, die von Ihnen selbst verfasst wurden. Haben Sie die alle gelesen?

Brosam: Ich verstehe Ihre Frage nicht.

Leser: Vielen Dank für das Gespräch!
~
* Der Avignoner Wischfehler ist eine Entdeckung der Hobby-Hystoriker Kuttner/Schwarz.

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